Die präoperative Freigabe ist ein essenzieller Bestandteil der Operationsvorbereitung, um das Risiko von Komplikationen während und nach dem Eingriff zu minimieren. Sie umfasst eine umfassende medizinische Bewertung, die je nach Patientensituation durch internistische und pneumologische Untersuchungen ergänzt wird. Dabei orientiert sich die Freigabe an aktuellen Leitlinien, die einen standardisierten Ablauf gewährleisten.

1. Bedeutung der OP-Freigabe

Die OP-Freigabe hat das Ziel, den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten zu beurteilen und individuelle Risikofaktoren zu identifizieren, die den Operationsverlauf beeinflussen könnten. Dabei wird geprüft, ob der Patient stabil genug ist, um die Belastungen der Narkose und des Eingriffs zu bewältigen.

  • Internistische OP-Freigabe:
  • Fokussiert auf die Beurteilung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und weiteren internistischen Risikofaktoren.
  • Pneumologische OP-Freigabe:
  • Wird hinzugezogen, wenn Lungenerkrankungen vorliegen oder der Eingriff eine besondere Belastung für die Atemwege darstellt.

2. Internistische OP-Freigabe

2.1 Zielsetzung

Die internistische OP-Freigabe zielt darauf ab, Herz- und Kreislauffunktionen sowie weitere internistische Aspekte zu bewerten, die das perioperative Risiko beeinflussen könnten.

2.2 Untersuchungen

  • Anamnese:
  • Erfassung von Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz.
  • Abfrage aktueller Beschwerden, wie Brustschmerzen, Atemnot oder Schwindel.
  • Körperliche Untersuchung:
  • Messung von Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung.
  • Auskultation von Herz und Lunge zur Beurteilung von Geräuschen oder Auffälligkeiten.
  • Labordiagnostik:
  • Blutbild, Elektrolyte, Nieren- und Leberfunktionswerte sowie Gerinnungsparameter.
  • Kardiologische Tests:
  • EKG zur Beurteilung der Herzaktivität.
  • Belastungs-EKG oder Echokardiographie bei bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem Risiko.

2.3 Indikation für weitere Abklärungen

  • Patienten mit erhöhtem kardialem Risiko oder Symptomen wie Brustschmerzen erhalten eine weiterführende Abklärung durch einen Kardiologen.

3. Pneumologische OP-Freigabe

3.1 Zielsetzung

Die pneumologische OP-Freigabe durch einen Lungenfacharzt (pneumologischen Spezialisten) wird bei Patienten mit bekannten Atemwegserkrankungen oder auffälligen Symptomen durchgeführt, um die respiratorische Stabilität sicherzustellen.

3.2 Indikationen

  • Vorliegen von Lungenerkrankungen wie Asthma, COPD oder interstitiellen Lungenerkrankungen.
  • Geplante Operationen, die die Atemwege oder die Lungenfunktion stark belasten, z. B. thorakale oder abdominelle Eingriffe.
  • Symptome wie chronischer Husten, Atemnot oder verminderte Belastbarkeit.

3.3 Untersuchungen

  • Spirometrie (Lungenfunktionstest):
  • Beurteilung der Atemvolumina und des Luftflusses zur Identifikation obstruktiver oder restriktiver Störungen.
  • Pulsoxymetrie und Blutgasanalyse:
  • Messung der Sauerstoff- und Kohlendioxidwerte im Blut zur Beurteilung des Gasaustauschs.
  • Thorax-Röntgen:
  • Erkennung struktureller Veränderungen, wie Infiltrate, Ergüsse oder Tumore.
  • Erweiterte Diagnostik:
  • Bodyplethysmographie oder Diffusionskapazitätstests bei komplexen Lungenerkrankungen.

3.4 Empfehlung für perioperative Maßnahmen

  • Anpassung der medikamentösen Therapie, z. B. Bronchodilatatoren oder Steroide, um die Lungenfunktion zu optimieren.
  • Präoperative Atemtherapie bei Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion.

4. Gemeinsame Aspekte der Freigaben

4.1 Risikoabschätzung

  • Beide Freigaben bewerten das individuelle Risiko anhand von Leitlinien, z. B. ASA-Klassifikation (American Society of Anesthesiologists).
  • Die Ergebnisse der internistischen und pneumologischen Freigaben fließen in die Gesamtbeurteilung des Patienten ein.

4.2 Kommunikation und Dokumentation

  • Die Befunde werden ausführlich dokumentiert und an das Operationsteam sowie den Anästhesisten weitergegeben, um die perioperative Planung zu erleichtern.

4.3 Optimierung vor der Operation

  • Bei festgestellten Auffälligkeiten erfolgt eine gezielte Therapie oder Stabilisierung, um die Risiken zu minimieren.
  • Empfehlungen für postoperatives Management, z. B. intensivmedizinische Überwachung bei Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion.

Die internistische und pneumologische OP-Freigabe sind essenzielle Bestandteile der präoperativen Vorbereitung. Sie ermöglichen eine umfassende Einschätzung des Gesundheitszustands und tragen dazu bei, das Risiko von Komplikationen während und nach der Operation zu minimieren. Die internistische Freigabe fokussiert sich auf Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, während die pneumologische Freigabe speziell die Lungenfunktion bewertet und optimiert.

Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Fachärzten, dem Operationsteam und dem Anästhesisten wird sichergestellt, dass jeder Patient individuell und bestmöglich auf die Operation vorbereitet wird. Die Orientierung an aktuellen Leitlinien stellt dabei den hohen Standard der Patientensicherheit sicher.

Disclaimer

Dieser Text wurde im September 2024 erstellt. Da sich medizinische Empfehlungen und Leitlinien kontinuierlich weiterentwickeln, erhebt der Text keinen Anspruch auf absolute Aktualität. Es wird empfohlen, regelmäßig die neuesten medizinischen Updates und Leitlinien zu konsultieren, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Bundesministerium für Gesunhdiet – Patienteninformation: Untersuchungen vor Operationen

Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin – Downloads Präoperative Medizin

DGAI – Präoperative Evaluation erwachsener Patientinnen und Patienten vor elektiven, nicht herz-thoraxchirurgischen Eingriffen

Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs – Vorbereitung auf eine Operation